Volkszählung in Judäa

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Publius Sulpicius Quirinius

Byzantinisches Mosaik aus dem 14. Jahrhundert: Maria und Josef bei der Einschreibung vor Quirinius.
Publius Sulpicius Quirinius
Geburt: etwa 45 v. Chr.
Tod: 21 n. Chr.
Römischer Senator
Prokonsul von Creta et Cyrene, Galatien und Syrien
Nachkommen mit Claudia Appia
: nicht bekannt
Nachkommen mit Aemilia Lepida: nicht bekannt

Publius Sulpicius Quirinius war ein römischer Senator und zeitweiliger Statthalter von Syrien. Seine Funktion in der römischen Verwaltung in Palästina während der Zeitenwende betrifft die Weihnachtsgeschichte im Evangelium nach Lukas wegen der dort erwähnten Volkszählung.

Quirinius in der Geschichte: Vermutlich war Quirinius zugegen, als Gaius Caesar den Partherkönig Phraates V. traf, und er war mit Sicherheit sein militärischer Berater, als der junge Caesar in Armenien einmarschierte. Dabei wurde Gaius Caesar verwundet und starb im Jahre 3 n. Chr. während seiner Rückreise nach Rom an den Folgen seiner Verletzung. Sehr bald nach diesen Ereignissen wurde Quirinius zum Statthalter von Syrien ernannt, einer der wichtigsten Provinzen des Römischen Reiches. In dieser Funktion befehligte er vier Legionen (legio III Gallica, legio VI Ferrata, legio X Fretensis, legio XII Fulminata). Im südlich davon gelegenen Gebiet Judäa herrschte Aufruhr, zurückzuführen auf die Unfähigkeit des dortigen Herrschers Herodes Archelaos. Im Jahr 6 n. Chr. enthob Augustus den judäischen Fürsten seines Amtes und gliederte Judäa als autonomes Gebiet, das fortan einem römischen Präfekten unterstellt war, der Provinz Syrien an.

Quirinius im Lukasevangelium: Laut dem Evangelium nach Lukas erging das Gebot des Kaisers Augustus, eine „Einschreibung“ der Reichsbevölkerung vorzunehmen, „als Quirinius Statthalter in Syrien war“. Die Statthalterschaft des Quirinius in Syrien ist ab 6 n. Chr. belegt, und seit dieser Zeit gehörte auch Judäa zur Provinz Syrien. Nach der Darstellung im Evangelium nach Matthäus wurde Jesus jedoch in der Zeit Herodes des Großen geboren, der ihn beseitigen lassen wollte (Kindermord in Bethlehem). Herodes starb 4 v. Chr. – spätestens in diesem Jahr war die Geburt Jesu. Auch nach Lukas gehört Jesu Geburt in die Zeit des Herodes. Diese Angaben passen also nicht zusammen.

Quirinius in der Geschichte: Nachdem Judäa Teil seines Amtsbereichs geworden war, musste Quirinius das Steuerwesen der neuen Präfektur organisieren. Dazu war es notwendig, die steuerpflichtige Bevölkerung in Listen zu erfassen. Diese bei Flavius Josephus detailreich geschilderte Volkszählung im Jahre 6 n. Chr. traf auf Widerstand, unter anderem, da die Bilder und Inschriften der zur Begleichung der Steuern künftig notwendigen römischen Münzen für gewöhnlich römische Gottheiten oder ein Porträt des Augustus in seiner Funktion als göttlicher Kaiser zeigten; beides erschien der jüdischen Bevölkerung als unvereinbar mit ihrem monotheistischen Glauben. Dennoch gelang es schließlich dem Hohepriester Joazar, die Mehrheit der Bevölkerung zur Zusammenarbeit zu bewegen. Ganz jedoch legte sich der Widerstand nicht. Der Pharisäer Zadok und der Schriftgelehrte Judas der Galiläer setzten die Besteuerung mit der Einführung von Sklaverei gleich. Sie verkündeten außerdem, dass Gott alleine Herrscher über Judäa sei und dass es daher Blasphemie wäre, einem anderen Herrn Steuern zu entrichten. Eine Rebellion würde daher von Gott begünstigt. Zwar kam es nicht zu einem größeren Aufstand, der ein Eingreifen von Quirinius’ syrischen Legionen notwendig gemacht hätte; doch die Volkszählung des Statthalters und die damit verbundenen Unruhen blieben der jüdischen Bevölkerung so deutlich in Erinnerung, dass der Verfasser des Lukasevangeliums davon ausgehen konnte, dass der Statthalter Quirinius jedem seiner Leser ein Begriff war.













Volkszählung in Judäa